Bei Haushunden gilt eine Rasse als solche, wenn sie als Rasse definiert wurde. In der Regel geschieht das durch einen Zuchtverband, kann aber ebenso durch einen Züchter oder von Einzelpersonen vorgenommen werden.
Die Definition des Begriffes Rasse erfolgt dabei selten anhand biologischer Merkmale, die meisten bekannten Hunderassen werden durch Verbände und Vereine beschrieben.
Es gibt dabei keine Normen bzw. einheitliche wissenschaftliche Grundlagen für die Benennung. So meint auch W. Herre, dass eine Rasse „nichts Einheitliches [sei], sondern [sie] umfasst eine Gruppe verschiedener, artgleicher Individuen, die nur einiges gemeinsam haben, was ausschließlich mit statistischen Methoden umschrieben werden kann.“ Er definiert eine Rasse folgendermaßen:
„Rassen sind vom Menschen in sexueller Isolation gehaltene, verbreitete Untereinheiten eine Art, welche sich in mehreren Merkmalen und Erbeinheiten voneinander unterscheiden. Es sind Kollektiveinheiten, deren Besonderheiten nur durch statistische Methoden wiedergegeben werden können. Dem subjektiven Ermessen bei der Umgrenzung und Merkmalsauswahl ist ein weites Feld gelassen.“
W. Herre: in: Räber, Hans: Vom Wolf zum Rassehund, S. 108
Rassetypen
Hunderassen lassen sich verschiedenen Typen zuordnen. So gibt es die nach dem Verwendungszweckaufgeteilten Gruppen der Herdenhunde, Jagdhunde, Hofhunde, Schutzhunde, Schlittenhunde, Hunde vom Urtyp, Gesellschafts und Begleithunde. Dabei können sich Gruppen auch überschneiden oder eine Rasse mehrere Gruppeneigenschaften in sich vereinen.
Der Rassename verrät häufig schon eine Gruppenzugehörigkeit, z. B. dass ein „Hound“ zu den Bracken und Laufhunden gehört. Manche Rassenamen lassen aber auch eine andere Gruppenzugehörigkeit erkennen als die tatsächliche Zuordnung ist. So hat der Große Russische Terrier nichts mit den kleinen Terriern gemein, sondern ist gezielt als Schutzhundrasse gezüchtet worden. Die englische Bezeichnung des Epagneul Breton ist Brittany Spaniel, obwohl diese Rasse zu den Vorstehhunden gehört. Derlei Beispiele gibt es viele.
Weiterhin gibt es sehr individuelle Hunderassen mit speziellen Eigenschaften, die sich von ihrer Gruppenzugehörigkeit deutlich abheben können. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass sich das Rassebild vieler Rassen im Lauf der Zeiten mitunter stark verändert hat.
Eine Einteilung kann immer nur eine grobe Richtlinie sein.
Herdenhunde
Herdenschutzhunde sind großrahmige Hunde mit eher gemäßigtem Temperament. Sie sind nicht bellfreudig, haben eine niedrige Erregungslage und besitzen eine ausgesprochene Selbständigkeit. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist eher gering. Sie leben eng mit der Herde zusammen und schützen sie bei Angriffen von Wölfen, Bären oder Dieben. Für diese Aufgabe ist die Zusammenarbeit mit dem Menschen wie bei einem Treib oder Hütehund nicht notwendig, ihre Schutzfunktion erfüllen sie aufgrund ihres ausgeprägten Territorialverhaltens. Bei Annäherung einer möglichen Gefahr fallen sie bei guter Sozialisation, passenden Haltungsbedingungen und je nach Rasse durch deutlich abgestuftes Drohverhalten auf. So zeigt z. B. der Sarplaninac bei der territorialen Verteidigung eine höhere Reaktivität als der Owczarek Podhalanski. Die soziale Aufgeschlossenheit von Herdenschutzhunden ist eher gering. Sie sind aber besonders gut auf potentiell jagdbare Tiere, wie Schafe, zu sozialisieren.
Manche Herdenschutzhunde wurden in früheren Zeiten auch zur Hetzjagd auf Großwild verwendet. Dieses Erbe zeigt sich heute noch z.B. beim Akbasch als Jagdleidenschaft. Beim Großteil der Herdenschutzhunde ist das Jagdverhalten jedoch sehr gering entwickelt.
In anderen Rassen sind die Übergänge zum Hütehund mit dem Vorhandensein der entsprechenden Jagdverhaltensweisen fließend. Denn bei Herdenbewegungen ist es durchaus praktisch, einen Hund zu haben, der auch bei der Wanderung zu einer neuen Weide beim Treiben der Herde nützlich ist. Beispiele hierfür sind z. B. der Bergamasker Schäferhund (Cane da pastore Bergamasco) oder der Kroatische Schäferhund (Hrvatski Ovcar). Bei solchen Hundetypen findet man sowohl das ausgeprägte Territorialverhalten des Herdenschutzhundtypus als auch eine Hüteveranlagung.
Eine andere häufig gefundene Lösung ist die Verwendung von Herdenschutzhunden und Hütehunden nebeneinander wie Tibet Dogge und Tibet Terrier.
Einige Herdenschutzhunde werden aufgrund ihrer stark ausgeprägten Veranlagung zur territorialen Verteidigung vielfach zur Bewachung von Grundstücken eingesetzt, wie der Fila Brasileiro oder der Kuvasz.
Treibhunde
Treibhunde sind darauf spezialisiert, Großtiere, vor allem Rinder, zu und von der Weide oder zum Markt oder Schlachter zu bringen. Sie arbeiten hinter und an den Seiten der Herde, manchmal bewegen sie sich auch zwischen den Tieren. Durch Packen in die Fesseln der Tiere kann der Druck beim Treiben erhöht werden.
Sich umdrehende Rinder werden durch kurzes Zupacken in die Nase zur Umkehr bewegt, falls die Annäherung des Hundes nicht ausreicht.
Vorherrschend im Jagdverhalten ist bei diesem Typus Herdenhund das Hetzen und das Packen in die Fesseln.
Zu diesen Hunden gehören zum einen große Hunde, die auf dem Trieb zum Markt auch für den Schutz der Herde zuständig waren, wie etwa der Bouvier des Flandres, auch der Rottweiler und Riesenschnauzer. Jedoch entspricht dies heutzutage nicht mehr dem Zuchtziel, da dieser Typus mit zunehmender Industrialisierung kaum noch gebraucht wurde.
Heute haben viele dieser alten Treibhunderassen ihren Platz als Schutz oder Begleithund gefunden.
Auf der anderen Seite gibt es rein spezialisierte Treibhunde, die eher klein und wendig sind, wie den Australian Cattle Dog. Er arbeitet an großen Rinderherden und ist entsprechend aktiv. Auch Appenzeller und Entlebucher Sennenhunde sind zwar eher kleine, aktive Treibhunde, erfüllen aber auch eine Schutzfunktion.
Je nach Verwendungszweck variiert die Aktivität der Treibhunde von durchschnittlich bis stark ausgeprägt. Das gleiche gilt für die Erregungslage und Bellfreudigkeit. Ihre Selbstständigkeit und ihre soziale Aufgeschlossenheit ist durchschnittlich. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist eher gering. Es sind reaktive Hunde, die gut mit dem Menschen zusammenarbeiten.
Wichtig zu beachten ist vor allem die Veranlagung zum Hetzen und bei den entsprechenden Rassen der Umgang mit der Tendenz zur territorialen Verteidigung. Vor allem bei den kleineren Treibhunderassen kann der „Fersenbiss“ besonders stark ausgeprägt sein. Bei der Welpenaufzucht ist es wichtig zu beachten, dass das Beißen in die Fersen durch Weitergehen des Betroffenen belohnt wird.
Hütehunde
Hütehunde arbeiten an vielen Seiten der Herde, aber bis auf bestimmte Ausnahmen nicht in deren Mitte. Sie werden zum Zusammenhalten und Treiben vor allem von Schafen, aber auch von jeglichen anderen hütbaren Tieren, verwendet. In wenig besiedelten Gegenden müssen sie die Herde von einer zur anderen Weide treiben und zusammenhalten. Es gibt viele Rassen, die ihrer Arbeit durch Bellen Nachdruck verleihen. Den Hütehunden gemein ist ein ausgeprägtes Beuteverhalten mit je nach Einsatzgebiet und Anforderungen dominierenden Sequenzen des Jagdverhaltens.
In Gegenden mit Ackerwirtschaft und vielen Siedlungen bildete sich ein Typ Hüte bzw.
Schäferhund heraus, der die Schafherden gezielt an Äckern vorbeizuleiten und auf bestimmten Weideabschnitten oder Wegen zu halten hat. An Biegungen muss er dafür sorgen, dass die Herde eine Ecke ordentlich ausläuft.
Dafür nimmt er auf Kommando bestimmte Stehplätze ein oder läuft eine bestimmte Grenze ab („Furche laufen“). Wagt sich ein Tier dennoch von den einzuhaltenden Grenzen ab, hat er es mit Hilfe des „Griffs“ davon abzuhalten. Dieser „Griff“ bedeutet ein Packen des betreffenden Tieres über den Rücken, ohne es dabei zu verletzen. Bei diesem Typ Schäferhund ist es auch erwünscht, bei Gefahr den Schäfer zu verteidigen. Die Altdeutschen Hütehunde gehören beispielsweise diesem Typus an.
Eine weitere Spezialisierung ist bei den Koppelgebrauchshunden zu finden. Zu ihnen gehört vor allem der Border Collie. Sie bewegen die Tiere aus größerer Distanz mit dem Auge („eye“), was einer besonderen Ausprägung des Fixierens und Anpirschens entspricht. Sie arbeiten auch innerhalb der Herde, um einzelne Tiere oder Gruppen vom Rest der Herde abzutrennen.
Die Tendenz zur territorialen Verteidigung ist bei den Koppelgebrauchshunden gering.
Der Border Collieist ein extremer Spezialist, der dazu tendiert alles Mögliche zu hüten und sich hineinzusteigern. Seine Arbeitsmotivation ist ausgesprochen stark entwickelt und bedarf angemessener Auslastung. Fernerhin ist er in besonderem Maße gefährdet, Hüteverhalten nicht nur gegenüber einer Jagdbeute, sondern auch gegenüber Artgenossen, Menschen und Verkehrsteilnehmern, wie Autos, zu zeigen Grundsätzlich sind Hütehunde sehr aktive und reaktive Hunde. Häufig sind bei den Hütehundrassen Hunde mit hoher Erregungslage zu finden, ebenso Hunde mit hoher körperlicher Empfindlichkeit. Ihre soziale Aufgeschlossenheit ist durchschnittlich. Sie arbeiten eng mit dem Menschen zusammen, müssen aber auch eine gewisse Eigenständigkeit an den Tag legen, um beispielsweise ein Ausbrechen von Tieren zu verhindern. Ihre Bellfreudigkeit tritt von Rasse zu Rasse in verschiedensten Ausprägungen auf. Beim Border Collie ist sie beispielsweise gering. Bei Hütehunderassen, die auch über Bellen die Herde antreiben und zusätzlich als Wächter fungieren, wie beim Puli, ist sie deutlich ausgeprägt. Als besonders bellfreudig gelten die nordischen Hütehunde, die allesamt auch als Wachhunde dienen.
Jagdhunde
Zu den Jagdhunden werden in der Regel auf bestimmte Jagdarten spezialisierte Rassen gezählt, wie die Bracken, Schweißhunde, Vorstehhunde, Stöberhunde, Apportierhunde, bestimmte Terrier und einige Wasserhunde.
Aber natürlich sind auch Windhunde hoch spezialisierte Jäger.
Eine Sonderstellung nehmen die Hunde vom Urtyp mit jagdlicher Verwendung ein und wird ebenfalls den Nordischen Jagdhunden eingeräumt. Letztendlich kommt den Hunden vom Urtyp noch eine wichtige Funktion als Jagdhelfer zu.
Bracken
Bracken zeichnen sich dadurch aus, dass sie einer Wildspur oder fährte (Spur: Geruch; Fährte: Abdrücke) bellend folgen. Sie werden für jegliches Haarwild (im Gegensatz zum Federwild) verwendet. Es gibt hochbeinige (z. B. Schweizer Laufhunde) und kurzbeinige Bracken (Dachsbracken oder Niederlaufhunde, z. B. die Schweizer Niederlaufhunde). Die hochbeinigen werden für die schnelle Jagd, vor allem auf größere oder schnelle Tiere verwendet. Die kurzbeinigen sind im Vorteil beim Verfolgen von kleineren Wildtieren wie dem Fuchs unter Büschen oder gar bis in den Bau.
Bracken werden je nach Rasse entweder in der Meute (z. B. Petit Basset Griffon Vendéen) oder einzeln (z. B. Deutsche Bracke) zur Jagd verwendet.
Das „Brackieren“ beinhaltet die Eigenart des Wildes, zu seinem eigentlichen Standort zurückzukehren. Der Hund sucht und verfolgt eine Spur, scheucht dabei das dazugehörige Wild auf, welches zu seinem Standort zurückkehrt, wo der Jäger wartet früher mit einem Hetzhund, später mit der Flinte. Für das Brackieren sind große Reviere notwendig, sodass diese Jagdart in stark industrialisierten Ländern kaum noch durchgeführt werden kann bzw.
darf.
Weiterhin wurden viele Brackenschläge für die sogenannte Parforcejagdverwendet. Bei dieser Jagdmethode wird das Wild zu Pferde mit Hilfe einer Hundemeute zu Tode gehetzt.
Aus Tierschutzgründen ist diese Jagdart heutzutage stark in Verruf geraten. Zu diesem Typ Hund gehören beispielsweise die Französischen Laufhunde, Foxhounds und der Beagle.
Auch der Dackel gehört zu den Bracken, genauer zu den Dachsbracken. Allerdings ist der Dackel spezialisiert auf die Arbeit unter der Erde. Er ist als Bauhund für die Jagd auf Fuchs, Dachs und bei den kleineren Schlägen auf Kaninchen selektiert worden, erfüllt aber auch sämtliche anderen Aufgaben bei der Jagd.
Grenzen werden ihm nur in der Geschwindigkeit, dem Überwinden von Hindernissen und beim Apportieren großer Wildstücke gesetzt.
Schweißhunde: Sie sind spezialisierte Brackenschläge, die der Spur oder Fährte ohne zu bellen am langen Riemen (Leine) folgen. Sie werden für die Arbeit nach dem Schuss verwendet, um angeschossenes, geflüchtetes Wild aufzuspüren. Anerkannte Schweißhunderassen sind der Hannoversche Schweißhund, der Bayrische Gebirgsschweißhund und die Alpenländische Dachsbracke.
Alle Bracken weisen ein ausgeprägtes Jagdverhalten über alle Sequenzen mit extremer Ausprägung des Suchens auf. Sie arbeiten mit „tiefer Nase“ und verfolgen eine einmal aufgenommene Spur selbständig und ausdauernd über weite Strecken und lange Zeiträume. Das Bellen zeigt sich großteils auf den Zusammenhang mit der Jagd beschränkt, nämlich wenn sie auf einer Spur oder Fährte sind. Vor allem unter den Meutehunderassen finden sich aber auch häufiger Hunde, die bei Erregung zu Lautäußerungen verschiedenster Art neigen. Es sind sehr lauffreudige Hunde mit je nach Rasse durchschnittlicher bis geringer Reaktivität und meist eher durchschnittlicher Erregbarkeit. Sie sind meist durchschnittlich körperlich empfindlich. Bracken zeichnen sich in der Regel durch eine besondere soziale Aufgeschlossenheit aus. Ihr Territorialverhalten ist gering ausgeprägt.
Eine Tendenz zur territorialen Verteidigung ist eher nicht zu finden.
Vorstehhunde
Vorstehhunde werden für die Jagd „unter der Flinte“ verwendet, d. h. sie arbeiten eng mit dem Jäger zusammen. Sie sollen systematisch Felder nach vorhandenem Federwild absuchen, wobei diese Jagdform die Suche mit „hoher“ Nase fordert. Haben sie Wild gefunden, zeigen sie es dem Jäger durch ihr Verharren, dem Vorstehen, an. Der Jäger kommt dann dazu, um das auffliegende Wild letztlich zu schießen. Nach dem Schuss apportiert der Hund die geschossene Beute. Die besonders ausgeprägten Beuteverhaltensweisen sind bei diesem Typus Hund das Suchen, Orten, Fixieren und zusätzlich das Packen und Tragen der Beute. Das typische Beispiel eines Vorstehhundes ist der Pointer.
Die meisten Vorstehhundrassen werden jedoch zusätzlich für andere Jagdarten verwendet, sodass sie auch noch zum Stöbern eingesetzt werden, eine einfache Schweißarbeit erledigen können und über eine je nach Rasse mehr oder minder stark ausgeprägte „Raubzeugschärfe“ verfügen, d. h. dass sie auch einen Fuchs oder andere Raubtiere gegebenenfalls töten. Solche AllroundTalente stellen beispielsweise die Deutschen Vorstehhunde dar. Sie verfügen über ein ausgeprägtes Jagdverhalten in allen Sequenzen.
Vorstehhunde verfügen über eine durchschnittliche Selbständigkeit und weisen eine hohe soziale Aufgeschlossenheit gegenüber dem Menschen auf. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist eher gering, ihre Reaktivität durchschnittlich. Es sind sehr aktive Hunde. Bei vielen Vorstehhunderassen finden sich Hunde mit hoher Erregungslage, was in der Regel mit einer starken Neigung zum Jaulen und Bellen einhergeht. Ansonsten findet sich eine Bellfreudigkeit bei einigen Rassen auf der Spur, Fährte oder beim Hetzen. Bis auf die Ausnahmen Weimaraner und Böhmischer Raubart mit stark ausgeprägter Tendenz zur territorialen Verteidigung, ist sie bei den übrigen Vorstehhunden eher gering.
Stöberhunde
Auch beim Stöbern arbeitet der Hund „unter der Flinte“ eng mit dem Jäger zusammen. Im Gegensatz zu den Vorstehhunden sucht er mit tiefer Nase in geringer Entfernung zum Jäger.
Sein Einsatzgebiet sind Wälder und dichte Gebüsche. Auf einer Spur jagen die Hunde laut.
Wenn sie das Wild gefunden haben, zeigen sie es ebenfalls mit einem Verharren an, wobei sie sich hinlegen sollen. Hat der Jäger das Wild geschossen, wird es vom Hund apportiert. Typische Stöberhunde sind die Spaniels.
Die Hunde weisen eine starke Ausprägung in den Jagdsequenzen des Suchens, Fixierens, Packens und Tragens der Beute auf. Es sind sozial aufgeschlossene und aktive Hunde mit durchschnittlicher Reaktivität und Erregungslage. Ihre Selbständigkeit ist durchschnittlich, ihre körperliche Empfindlichkeit eher gering.
Sie sind häufig bellfreudig und weisen meist eine geringe Tendenz zur territorialen Verteidigung auf. Im Zusammenhang mit Beute neigen jedoch viele Vertreter zur Ressourcenverteidigung.
Apportierhunde
Apportierhunde sind vornehmlich für die Jagd auf Wassergeflügel gezüchtet worden. Den Großteil dieser Gruppe machen die Retriever aus. Bei der Jagd wird vom Hund verlangt, dass er beim Ansitz auf die Vögel ruhig beim Jäger bleibt und später das geschossene Geflügel an Land und zu Wasser findet und zuverlässig bringt. Dabei arbeitet er auch vielfach nach der Weisung des Jägers. Für die Arbeit eines Apportierhundes sind das Suchen, Orten, Packen und Transportieren der Beute notwendig. Unter den Apportierhunden finden sich sozial sehr aufgeschlossene Hunde. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist eher gering, ebenso die Bellfreudigkeit. Sie verfügen über eine durchschnittliche Selbständigkeit. Es sind aktive Hunde mit durchschnittlicher Reaktivität und eigentlich eher niedriger Erregungslage. Aber auch hohe Erregungslagen kommen, vor allem bei braunen Labradoren, nicht selten vor. In Leistungszuchten für Field Trials finden sich sehr aktive Hunde mit hoher Reaktivität.
Bis auf den Chesapeake Bay Retriever und den Curly Coated Retriever ist die Tendenz zur territorialen Verteidigung der Apportierhunde gering. Es kann aber gelegentlich eine Tendenz zur Ressourcenverteidigung in Bezug auf Beute vorkommen.
Wasserhunde
Wasserhunden ist der Einsatz für Arbeiten im Wasser gemein. Der Einsatz vieler Wasserhunde deckt sich mit dem der Apportierhunde. So weisen Hunde beider Gruppen eine große Apportierfreudigkeit und eine starke Vorliebe für das Wasser auf, gepaart mit großer Ausdauer. Ihre übrigen Eigenschaften variieren je nach Ursprung recht stark. Sie wurden oder werden für die Jagd auf Wassergeflügel und / oder als Helfer der Fischer verwendet. Die meisten Vertreter der Wasserhunde entstammen den Stöberhunden, wie der Barbet. Es gibt aber auch Ausnahmen, z. B. den Perro de Agua, der auf Hütehunde zurückgeht.
Terrier
Die meisten Terrier sind der Jagdhund des „kleinen Mannes“ gewesen, der zusätzlich zu Hause auf dem Hof gegen Ratten und Mäuse vorging. Auch zum Treiben des Viehs wurde er durchaus mitgenommen und erfüllte auf dem Hof eine Wachfunktion. Viele Terrier sind für die Jagd unter der Erde selektiert worden, wo sie den Fuchs oder Dachs heraustreiben oder stellen mussten. Dabei ist es gewünscht, dass der Hund bellt, da man dann den Aufenthaltsort des Hundes orten kann. Für die Mäuse und Rattenbekämpfung sind unermüdliche Hunde gefragt, die schnell zupacken und töten. Sie müssen ein ausdauerndes Jagdverhalten aufweisen. Bis auf das Fixieren und Anpirschen sind sämtliche Beuteverhaltenssequenzen stark ausgeprägt.
Terrier sind sehr aktive Hunde mit hoher Reaktivität. Vielfach sind Hunde mit hoher Erregungslage zu finden. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist eher gering. Sie weisen eine große Selbständigkeit und oftmals eine geringe soziale Aufgeschlossenheit auf. Viele Terrier verfügen über eine Bellfreudigkeit. Ihre Tendenz zur territorialen Verteidigung ist meist durchschnittlich ausgeprägt.
Eine Sonderstellung nehmen Terrier ein, die auch in Meuten gehalten und neben den Laufhunden zur Parforcejagd (siehe oben) eingesetzt wurden. Denn für das Halten in der Meute war eine ausgeprägte soziale Aufgeschlossenheit wichtig, was sie von vielen Terrierschlägen unterscheidet.
Nordische Jagdhunde
Die Nordischen Jagdhunde sind auf die Weiten der nordischen Länder eingestellt. Sie müssen ausdauernd nach Spuren suchen und eine einmal gefundene Spur oder Fährte ebenso ausdauernd halten. Dadurch treiben sie das Wild entweder dem Jäger zu oder aber sie stellen es.
Haben sie Wild gestellt, bellen sie lang anhaltend, sodass der Jäger den Hund mit dem Wild finden kann. In heutiger Zeit bedient man sich aber auch gerne eines Senders, sodass der Weg bzw. der Aufenthaltsort des Hundes bequem verfolgt werden kann. Es sind somit Hunde, die eine hohe Selbständigkeit aufweisen und ein besonders stark entwickeltes Jagdverhalten besitzen. Sie sind sehr bewegungsaktiv. Viele Hunde sind bellfreudig. Ihre soziale Aufgeschlossenheit, Territorialverhalten, Erregungslage und Reaktivität sind durchschnittlich. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist durchschnittlich bis gering. Ein Beispiel für Überschneidungen mit Schlittenund Hütehunden bilden die Lajki.
Windhunde
Windhunde sind für die Jagd auf Sicht gezüchtet worden. Sie orten und hetzen ihre Beute, die sie dann auch packen und schütteln. Sie verfügen somit über eine besondere Bereitschaft zum Hetzen. Ihr Laufbedürfnis ist besonders ausgeprägt, vor allem in Bezug auf richtiges Rennen.
Die meisten Windhunderassen verfügen über eine hohe Selbständigkeit und sind sozial häufig weniger aufgeschlossen. Ihr Territorialverhalten ist je nach Rasse durchschnittlich bis deutlich ausgeprägt (z. B. Azawakh). Vor allem bei kleineren Rassen, wie dem Whippet, findet sich eine höhere soziale Aufgeschlossenheit, eine geringer ausgeprägte Selbständigkeit und kaum ausgeprägtes Territorialverhalten. Windhunde sind nicht bellfreudig. In Bezug auf Erregbarkeit und Reaktivität sind sie durchschnittlich. Ihre körperliche Empfindlichkeit variiert bei den einzelnen Rassen und Hunden.
Hunde vom Urtyp mit jagdlicher Verwendung
Die Gruppe der Hunde vom Urtyp mit jagdlicher Verwendung sind die Podencos und Podengos, der Pharaonenhund und Cirneco del Etna. Sie bilden eine Sonderform und werden auch als mediterrane Windhunde oder südliche Brackenbezeichnet, da sie mit ihrer Jagdart ein Zwischenstück zwischen Bracke und Windhund bilden.
Sie suchen ebenso ausdauernd und selbständig wie die Bracken und tragen ihrer optischen Ähnlichkeit mit den Windhunden Rechnung, indem sie das über die Nase gefundene Wild auch hetzen und fangen. Viele tragen im Anschluss die Beute und können sich zum Apportieren eignen. Sie sind ausgesprochen bewegungsfreudig. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist durchschnittlich. Auch ihre Erregungslage ist in der Regel durchschnittlich und sie verfügen über eine gute Reaktivität. Sie sind nicht bellfreudig und ihre Tendenz zur territorialen Verteidigung ist gering ausgeprägt. Viele sind sozial aufgeschlossene Hunde.
Hunde vom Urtyp
Hunde vom Urtyp zeichnen sich durch das Fehlen einer besonderen Spezialisierung aus. Bei der Jagd verließ man sich auf ihre Fähigkeiten als Raubtier und musste lediglich an der Beute sein, bevor der Hund sie auffraß. Dem Basenji beispielsweise wurde noch eine Glocke umgehängt, um ihn besser orten zu können und das Wild zusätzlich durch den Krach aufzuscheuchen.
Bei den Hunden vom Urtyp finden sich großteils Rassen mit großer Selbständigkeit. Sie verfügen über soziale Aufgeschlossenheit, sind aber nicht für eine enge Zusammenarbeit mit dem Menschen selektiert. Ihre körperliche Empfindlichkeit, Aktivität, Reaktivität und Erregungslage sind durchschnittlich. Die Bellfreudigkeit der Rassen dieser Gruppe ist sehr verschieden, ebenso das Territorialverhalten.
Schlittenhunde
Schlittenhunde zeichnen sich durch eine große Lauffreudigkeit aus. Sie verfügen über ein ausgeprägtes Jagdverhalten und sind sehr selbständig. Ihr Territorialverhalten, ihre Reaktivität und Erregungslage sind durchschnittlich ausgeprägt. Ihre Bellfreudigkeit ist gering bzw. bellen viele Vertreter dieser Gruppe nicht wie andere Hunde, sondern verfügen über vielfältige andere Lautäußerungen. Ihre körperliche Empfindlichkeit ist eher gering. Sie sind in der Regel vor allem Menschen gegenüber sozial aufgeschlossen. Eine klare Abgrenzung unter den nordischen Hundegruppen ist nicht einfach. So wurde z. B. der Husky früher auch zum Jagen und Hüten verwendet.
Hofhunde
Von Hofhunden wurde verlangt, dass sie auf dem Hof blieben und nicht wildern gingen und alles Ungewöhnliche über Bellen meldeten.
Typische Hofhunde sind die Europäischen Spitze. Sie haben ein gering ausgeprägtes Jagdverhalten, verfügen über eine große Bellfreudigkeit und hohe Reaktivität. Sie sind durchschnittlich aktiv. Ihr Territorialverhalten ist deutlich ausgeprägt, wobei die Tendenz zur territorialen Verteidigung stark variiert. Ihre Selbständigkeit, körperliche Empfindlichkeit und soziale Aufgeschlossenheit sind durchschnittlich. Ihre Erregungslage variiert von durchschnittlich bis stark ausgeprägt.
Aber auch andere Rassen, wie beispielsweise der Deutsche Pinscher sind Hofhunde, die aber ähnlich wie die Terrier auch die gezielte Mäuse und Rattenbekämpfung als Aufgabe hatten. Mit dieser Anforderung geht ein stärker ausgeprägtes Jagdverhalten einher.
Weitere als Hofhunde gehaltene Rassen sind wie oben erwähnt manche Herdenschutzhunde oder auch der Hovawart. Bei diesen Hunden ist die Tendenz zur territorialen Verteidigung stark ausgeprägt.
Schutzhunde
Über eine Leistungszucht selektierte Schutzhunde müssen für die Zuchtzulassung ihre Fähigkeiten in Schutzhundeprüfungen nachweisen. Es findet also eine besondere Auswahl von Hunden statt, die von Hunden anderer Linien derselben Rassen häufig stark abweichen können. Vor allem Deutsche Schäferhunde und der Malinois werden besonders gern für den Schutzdienst eingesetzt.
Vom Hund wird verlangt, dass er in Bedrohungssituationen „wehrt“ und auch auf Kommando einem Flüchtigen folgt und ihn stellt oder packt. Die meisten anerkannten Schutzhunderassen entstammen den Hüte und Treibhunden. Sie weisen eine starke Ausprägung der Beutesequenzen des Ortens, Fixierens, Hetzens, Packens und Schüttelns auf. Generell sind es sehr aktive Hunde mit hoher Reaktivität. Häufig gibt es unter ihnen auch Vertreter mit hoher Erregungslage. Sie sind bellfreudig. Ihre soziale Aufgeschlossenheit ist oftmals gering, ihre körperliche Empfindlichkeit durchschnittlich bis gering. Die Tendenz zur territorialen Verteidigung ist bei den meisten Schutzhunden stark ausgeprägt.
Gesellschafts und Begleithunde
Zur Gruppe der Gesellschafts und Begleithunde werden hauptsächlich die im allgemeinen Sprachgebrauch als Schoßhunde bezeichneten Rassen zugeordnet. Aber auch Hunde wie der Kromfohrländer, der gezielt als Begleithund entstanden ist, und der „arbeitslose“ Wasserhund Pudel werden zu dieser Gruppe gezählt.
Weiterhin haben heutzutage viele Rassen bzw. bestimmte Linien von Rassen unabhängig von ihrer eigentlichen Gruppenzugehörigkeit ihren Platz als Familien und Begleithund gefunden.
So werden beispielsweise Lang und Kurzhaarcollies großteils nicht mehr für die Arbeit als Hütehund gezüchtet und eingesetzt. Auch viele Molosser und die großen Sennenhunde werden schon seit langer Zeit als Gesellschaftshund gehalten und gezüchtet. Nicht zuletzt gibt es immer wieder Bestrebungen neue Begleithunderassen zu züchten, wodurch beispielsweise Hunde wie der Elo entstanden sind. Die Rasseeigenschaften moderner Begleithunde schwanken gemäß ihrer ursprünglichen Verwendung und weiteren bewusst oder unbewusst gewählten Selektionskriterien.
Eine sehr lange Tradition als Schoßhundrassen haben viele Kleinhunde, wie beispielsweise die Bichons. Sie leisteten schon vor Hunderten von Jahren den feinen Damen Gesellschaft und fingen ihnen auch gerne die Flöhe und Läuse weg. Es sind Hunde mit einer besonderen sozialen Aufgeschlossenheit für den Menschen. Sie sind durchschnittlich bis wenig selbständig. Ihr Jagdverhalten ist meist gering ausgeprägt. Es finden sich häufig Hunde mit einer hohen körperlichen Empfindlichkeit. Ihre Reaktivität, Erregungslage, Bellfreudigkeit und Aktivität sind durchschnittlich. Sie weisen eher keine Tendenz zur territorialen Verteidigung auf.
Fazit
Rassebeschreibungen wie „idealer Familienhund“ oder „seinem Besitzer sehr zugetan“ geben wenig Aufschluss darüber, inwiefern sich diese eine Rasse von einer anderen unterscheidet. Denn solcherlei Beschreibungen sind zum Großteil von der Sozialisation und dem Umgang mit dem Hund abhängig. Auch hören sich einige Beschreibungen nicht nach dem an, was ein werdender Ersthundebesitzer sich darunter vorstellen kann. So findet in der Regel jeder Besitzer die Vorstellung gut, dass ein Hund zu Hause aufpasst. Allerdings findet sich häufig hinter der Formulierung „sehr wachsam“ eine große Bellfreudigkeit, die schwer zu kontrollieren sein kann. Im Hinblick auf die Zuchtgeschichte der Rasse ist zu berücksichtigen, dass Eigenschaften, die sich beispielsweise in der Tundra als besonders sinnvoll erwiesen haben, unter den heutigen Lebensbedingungen in der Stadt zum ernsthaften Problem werden können. Über Erziehung lässt sich einiges beeinflussen, dennoch kann man aus einem Terrier keinen Neufundländer machen.
Die ursprüngliche und neuere Geschichte und damit der Verwendungszweck einer Rasse bieten als ersten Ansatz wichtige Informationen, welche grundlegenden Eigenschaften mit größerer Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind.
Garantien auf bestimmte Verhaltensmuster gibt es allerdings nicht. Da rassetypische Verhaltensweisen, wie jagdliche Begeisterung oder Bellfreudigkeit nicht einfach durch Erziehung abzustellen sind, sollte die Wahl eines Hundes mit Sorgfalt erfolgen und dessen Veranlagung im Training berücksichtigt werden. Passend kombiniert können die verschiedensten Menschen und Hundetypen zufrieden miteinander leben. Ein problemloses Miteinander liegt jedoch in jedem Falle in einer sorgfältigen Sozialisation, artgerechten Haltung und einer verständnisvollem Umgang begründet.
© by Celina del Amo / Viviane Theby
Alle Hunderassen weltweit (bekannte und noch unbekannte Hunderassen)
Schätzungen gehen von über 800 Rassen aus, die weltweit existieren. Der Genetiker W. Schleger vertritt jedoch die Meinung, dass man beim Haushund lediglich von höchstens 100 Rassen sprechen kann - den Rest hält er für Varietäten. Die Individuenzahl je Rasse variiert von einigen wenigen bis zu tausenden. Die Rassenbeschreibungen werden durch unterschiedliche Verbände und Vereine gepflegt, die untereinander noch keine Einigkeit in allen Punkten erzielt haben. Der größte dieser Verbände ist die Fédération Cynologique Internationale (FCI), ein weltweit agierender Dachverband, dem Vereine aus über 80 Ländern angeschlossen sind.
Wer die FCI-Rassen eingehender betrachtet, merkt bald, dass es kaum feste Regeln gibt: Einige Rassen unterscheiden sich zum Beispiel durch die Farben der Fleckung (einige französische Laufhunde), andere durch die Größe (wie zum Beispiel die Pinscher). Bei den Spitzen oder Pudeln ist es egal, wie groß sie sind und welche Farben sie haben, es gibt nur eine Rasse Spitz und eine Rasse Pudel. Der Belgische Schäferhund wird als eine Rasse in unterschiedlichen Schlägen gezüchtet, die unterschiedliche Namen haben, sein Bruder, der Hollandse Herdershond ebenso, nur haben diese Schläge keine besonderen Namen. Rassen, die von anderen Züchterverbänden, als den der FCI angehörenden, gezüchtet werden, können sich von jenen der FCI unterscheiden, jedoch den gleichen Namen führen.
Bei Nachkommen aus Kreuzungen verschiedener Rassen und Hunden ohne Ahnentafel spricht man von einem Mischlingshund, Bastard oder einer Promenadenmischung. Werden zwei Rassen gezielt gekreuzt, spricht man seit einiger Zeit auch von Designer- oder Hybridhunden.
Nachkommen aus Kreuzungen mit anderen Arten aus der Familie der Hunde (Canidae) sind keine Haushunde (Canis lupus familiaris), abgesehen von Wolfseinkreuzungen wie Tschechoslowakischer Wolfhund, Saarloos-Wolfhund und Lupo Italiano. Direkte Kreuzungen, also die F1-Generation, unterscheiden sich insbesondere in ihrem Verhalten erheblich von Haushunden, was durch zahlreiche Studien (zum Beispiel von Erik Zimen) belegt wurde. Unsachgemäße Haltung solcher Tiere stellt eine erhebliche Gefahr dar.
Historische Entwicklung der Hunderassen
Während es eine große Anzahl sehr verschiedener Hundetypen gibt, entstehen Rassen erst durch Zucht.Funde von Torfhunden lassen auf eine frühe Zuchtwahl schließen, da manche gefundene Schädel Spuren eines gewaltsamen Todes aufweisen, sodass anzunehmen ist, dass nicht der ganze Wurf aufgezogen wurde, sondern nur einzelne Individuen.
Während der Hallstattzeit wurde die Hundepopulation uneinheitlich, es gab Unterschiede in der Größe und in der Unterkieferbreite. Außerdem traten nun erste Zahnanomalien auf.[3] Im Mittelalter gab es vermutlich in Europa nur zwölf Hunderassen.[4] Im fünften bis neunten Jahrhundert wurden in germanischen Rechtssammlungen Rassen aufgezählt, welche nach ihrer Verwendung eingeteilt sind: bis zu sieben Jagdhundrassen Leithunt, Triphunt (Treibhund), Spurihunt (Spürhund), Windhunt und Hapuhunt (Habichtshund) und zu den Jagdhunden der Schäferhund und der Hovawart (Hofhund).
Ab dem 13. Jahrhundert wurde eine gelenkte Jagdhundezucht betrieben, damit sich die „reinrassigen“ Hunde nicht mit den Bauernhunden vermischten. Hierbei war das Aussehen der Hunde zweitrangig; „reinrassig“ waren jene, die gut jagen konnten. Vermutlich wurde bereits vielfach Inzucht betrieben, da gute Hunde vermehrt zur Zucht eingesetzt wurden. Im 19. Jahrhundert wurden viele neue Rassen gezüchtet und Rassestandards aufgestellt[7], um eine geschaffene Rasse erhalten zu können. Oftmals begann die Zucht einer neuen Rasse mit wenigen Hunden, beispielsweise wurde die Zucht des Appenzeller Sennenhundes mit elf Tieren begonnen, jene des English Setters sogar nur mit zwei Tieren.
Durch die industrielle Revolution wurde der Hund als Arbeitskraft überflüssig, wodurch Wettkämpfe entstanden, welche vor allem auf das verschiedene Aussehen der Hunde abzielten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als es bereits perfekt organisierte Hundeausstellungen gab, wurden zahlreiche Rassehunde gezüchtet. Durch das Wachstum der Städte kam es auch zu einer Zunahme der Schoß- und Haushunde.[4] Die Hundezucht im heutigen Sinne (mit Zuchtbüchern und so weiter) nahm ihren Ursprung in Großbritannien, weil dort aufgrund der großen Beliebtheit an Hundekämpfen die erste kommerzielle Zucht von sogenannten „Bullenbeißern“ geschaffen wurde. Später entstanden viele Zuchtverbände, welche zuerst auf Gebrauchshunde beschränkt waren, später jedoch auch lokale Sonderformen wie Hütehunde, Windhunde oder „Toydogs“ einschlossen.[9] Die meisten Hunderassen (204 Rassen) stammen aus England, danach folgen mittel- und nordeuropäische Länder (insgesamt 65 %). 11 % (37 Rassen) der heutigen Rassen kommen aus südeuropäischen Ländern, 8 % (25 Rassen) stammen aus Osteuropa und Russland.
Systematik der Hunderassen
Historische Systematik
Die alten Römer waren die ersten, welche die Hunde nach ihrer Verwendung einteilten. Sie unterschieden zwischen villatici (Wachhunde), pastorales (Hirtenhunde) und venatici (Jagdhunde). Die Jagdhunde wurden zusätzlich unterteilt in sagaces, welche der Spur des Wildes folgten, celeres, welche auf Sicht verfolgten, und pugnaces, welche die Beute anfielen und kämpften.
Buffon stellte 1755 eine Unterteilung nach der Form und Haltung der Hundeohren auf. Jean Pierre Mégnin stützte sich dagegen auf die Schädelform und unterschied vier Gruppen. Die erste Gruppe waren die Bracchoidae, deren Merkmale ein prismenförmiger Kopf, Hängeohren, ein deutlicher Stirnabsatz, eine an der Spitze und an der Basis gleich breite Schnauze und lange, herabhängende Lefzen waren (beispielsweise Bracken, Retriever, Spaniels). Die zweite Gruppe (Lupoidae) zeichnete sich durch einen horizontal pyramidenförmigen Kopf, aufrecht stehende oder hängende Ohren, eine lange, schmale Schnauze und schmale Lefzen aus (beispielsweise Terrier, Pinscher, Spitze, Schäferhunde). Die dritte Gruppe (Graioidae) hatte einen langen, kegelförmigen Kopf, einen schwachen Stirnabsatz, rückwärts gerichtete oder aufrecht stehende Ohren, schmale Lefzen und einen schlanken Körper (beispielsweise Windhunde). Die letzte Gruppe (Molossoidae) hat einen runden oder eckigen Kopf, einen deutlichen Stirnabsatz, eine kurze Schnauze, kleine Ohren, lange Lefzen und einen massigen Körper (beispielsweise Doggen).
Moderne Systematik nach FCI-System
Die moderne Systematik von Haushunden nutzt Rassestandards, in denen das Aussehen und Verhalten von Hunden dieser Rasse beschrieben wird. Der Standard beschreibt also den idealen Hund dieser Rasse und kann gleichzeitig als Zuchtziel verstanden werden. Die Zugehörigkeit von einzelnen Hunden zu den Rassen wird über Ahnentafeln und Zuchtbücher dokumentiert.
Eine kynologische Systematik der Hunderassen wird unter anderem von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) gepflegt, die derzeit über 340 Rassen anerkennt, einschließlich sogenannter vorläufig angenommener Rassen:
Die FCI-Systematik teilt die Hunderassen in zehn Gruppen ein, die wiederum in Sektionen aufgeteilt sind:
Gruppeneinteilung der Hunderassen nach FCI:
* 1: Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Sektion 1 : Schäferhunde
Sektion 2 : Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
* 2: Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde und andere Rassen
Sektion 1 : Pinscher und Schnauzer
Sektion 2 : Molossoide
Sektion 3 : Schweizer Sennenhunde
Sektion 4 : Andere Rassen
* 3: Terrier
Sektion 1 : Hochläufige Terrier
Sektion 2 : Niederläufige Terrier
Sektion 3 : Bullartige Terrier
Sektion 4 : Zwerg-Terrier
* 4: Dachshunde
Sektion 1 : Dachshund
* 5: Spitze und Hunde vom Urtyp
Sektion 1 : Nordische Schlittenhunde
Sektion 2 : Nordische Jagdhunde
Sektion 3 : Nordische Wach-und Hütehunde
Sektion 4 : Europäische Spitze
Sektion 5 : Asiatische Spitze und verwandte Rassen
Sektion 6 : Urtyp
Sektion 7 : Urtyp - Hunde zur jagdlichen Verwendung
Sektion 8 : Jagdhunde vom Urtyp mit einem Ridge auf dem Rücken
* 6: Laufhunde, Schweisshunde und verwandte Rassen
Sektion 1 : Laufhunde
Sektion 2 : Schweisshunde
Sektion 3 : Verwandte Rassen
* 7: Vorstehhunde
Sektion 1 : Kontinentale Vorstehhunde
Sektion 2 : Britische und Irische Vorstehhunde
* 8: Apportierhunde - Stöberhunde - Wasserhunde
Sektion 1 : Apportierhunde
Sektion 2 : Stöberhunde
Sektion 3 : Wasserhunde
* 9: Gesellschafts- und Begleithunde
Sektion 1 : Bichons und verwandte Rassen
Sektion 2 : Pudel
Sektion 3 : Kleine belgische Hunderassen
Sektion 4 : Haarlose Hunde
Sektion 5 : Tibetanische Hunderassen
Sektion 6 : Chihuahue ño
Sektion 7 : Englische Gesellschaftsspaniel
Sektion 8 : Japanische Spaniel und Pekingesen
Sektion 9 : Kontinentaler Zwergspaniel
Sektion 10 : Kromfohrländer
Sektion 11 : Kleine doggenartige Hunde
* 10: Windhunde
Sektion 1 : Langhaarige oder befederte Windhunde
Sektion 2 : Rauhhaarige Windhunde
Sektion 3 : Kurzhaarige Windhunde